Deutsche Suite


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" ...
Es war jener Münchner Fasching, wo die lyrische
Dichterin Lia Leander auf dem Ball in Schwarz in der
>Seerose< als nackte Wahrheit kostümiert völkische
Reden rezitierte, wobei Ringelnatz angeblich vor Lachen eine Virginia-Zigarre verschluckt haben soll. Das Fest war als Trauerfeierlichkeit aufgezogen. Die Einladungen ergingen in Form von Todesanzeigen, und der ganze Saal war mit schwarzem Krepp, künstlichen Gerippen und Särgen dekoriert. Die Särge waren echt. Ein findiger Fotograf, ein Freund der Lia Leander, hatte die Särge bei einem biederen Sargtischler unter dem Vorwand ausgeliehen, er brauche sie zu abschreckenden Werbefotografien für ein Heilkräuterunternehmen. Als die Särge - es waren ihrer zwölf - vor der >Seerose< angeliefert wurden, gab es einen Menschenauflauf, weil alle Passanten meinten, eine Epidemie sei ausgebrochen oder ein Massenmörder habe gewütet. In einem der zwölf Särge wurde um Mitternacht ein splitternacktes, mit künstlichen Blumen garniertes Mädchen von acht als Henkern kostümierten Liliputanern hereingetragen. Das Mädchen entstieg dann dem Sarg und tanzte >Morgengymnastik eines sterbenden Schwanes<. Das hatte deswegen spater ein gerichtliches Nachspiel, weil der Sargtischler irgendwie davon erfuhr und sich weigerte, den einen Sarg zurückzunehmen, und Entschädigung dafür verlangte. Er könne, argumentierte er, den Sarg anderweitig nicht mehr verkaufen, weil er es niemandem zumuten könne, in einem Sarg beerdigt zu werden, in dem schon ein nacktes Mädchen gelegen sei."

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Herbert Rosendorfer
Deutsche Suite
Roman
detebe 20328

Urteil:

Echt haarig geil.