Beredte Eremiten


"...Die Planung des vierten Eremitenkongresses hat Jahrzehnte in Anspruch genommen, weil die Zustimmung der Einsiedler zu den Vorschlägen des vorbereitenden Ausschusses durch einen Läufer von Klause zu Klause eingeholt werden mußte. Bekanntlich dürfen sich die Waldbrüder und somit auch ihre Gedanken nur auf Schusters Rappen fortbewegen. Nicht wenige starben während der Vorbereitungsphase, so daß es Komplikationen mit den Nachfolgern gab. Auch wurde es immer schwieriger, Läufer zu finden, welche der Anstrengung, zu den entlegenen Hütten hinaufiusteigen, gewachsen waren. Das schwierigste aber sei gewesen, teilte uns der erste Sekretär des Eremitenbundes für weltliche Angelegenheiten mit, ein Kommunikationssystem für die Tagung zu finden, da sich die Klausner,geweigert hätten, die gesprochene Sprache als ein solches zu anerkennen, und man sei im vorbereitenden Ausschuß beinahe geneigt gewesen, die Suche nach einem derWaldeinsamkeit im Zeitalter der Technik unter besonderer
Berücksichtigung der Bedrohung unseres Forstbestandes angemessenen Kommunikationssystem als Thema für den Kongreß vorzuschlagen und die Diskussion über die Waldeinsamkeit selbst auf das einundzwanzigste Jahrhundert zu verschieben, in der Befürchtung, daß ohnehinjede Debatte von Eremiten früher oder später bei Sprachproblemen enden werde, bis dann aber Bruder Serafin auf den erlösenden Gedanken gekommen sei, man könnte zum Morsesystem Zuflucht nehmen.

..."

Hermann Burger,
Der Eremitenkongress.
(zB. In der COLLECTION S.FISCHER im
Kurzgeschichtenband ´Als Autor auf der Stör´)
-schön grotesk.
Urteil:

Sprachgewalt der stummen Eremiten.